Samstag, 08.10.2011

7:30, pünktlich wie ein Maurer, beladen mit 43 Personen, setzte sich der Eberhardt – Bus aus Engelsbrand, gemütlich in Bewegung. Schnell wurde klar, dass der jederzeit umsichtige und zurückhaltende Fahrer der richtige Lenker war – das sollte sich auch während der ganzen Reise bestätigen. Solche Fahrer-Bus-Symbiosen sind – aus eigener leidvoller Erfahrung (eigentlich wollten wir deshalb nie wieder einen Fernreisebus besteigen) beileibe nicht die Regel. Beim Ablegen schüttete es zwar wie aus Kübeln, doch durch das leicht wiegende Fahrgefühl in Verbindung mit sehr dezenten Motor- und Fahrwerksgeräuschen, sowie guten Sitzen, ließ man es sich gut gehen. Und so ein gutes Gefühl ist ja schon fast die 1/2 Miete! Der Fahrer wählte die kürzeste Strecke: durchs Albtal nach Rüppurr, die A5 bis zum Walldorfer Kreuz, dann die A81 bis Neckarsulm. Ab dem Großraum Sinsheim ließ dann auch der Regen nach, es klarte auf und in Erwartung auf die Reise-Highlights Neckarsulm und Schwäbisch Hall stieg die Stimmung kontinuierlich.

Ausflug 2011 – 1

Ein Ständchen für Gastgeber Bernd Friederich in Bad Friedrichshall

Zunächst fuhren wir jedoch nach Bad Friedrichshall, wo wir in den freundlichen und geheizten Betriebsräumen des Stuckateurbetriebs Friederich unser traditionelles opulentes Frühstücksbuffet zu uns nehmen konnten. Zum Abschied und als Dank sangen wir dem Firmenchef Bernd Friederich – einem guten Bekannten unseres 1. Vorstands Rainer König – und den mitreisenden Sängerfrauen nun bei Sonnenschein im Hof ein kleines Ständchen („Wir grüßen Dich mit frohem Klang vom schönen Herrenalb“ sowie „Aus der Traube in die Tonne“). Dann ging es weiter ins Deutsche Zweirad- und NSU-Museum nach Neckarsulm.

In ca.1,5 Stunden versuchten wir dort möglichst viel dieses faszinierenden Streifzugs durch die Fahrrad- und Motorradgeschichte zu sehen. Mit über 400 Exponaten zeigt das Neckarsulmer Museum die größte historische Sammlung von Zweirädern in Deutschland. Im ehemaligen Schloss des Deutschordens aus dem 16. Jahrhundert konnten wir die Entwicklung des Fahrrades von der Draisschen Laufmaschine über imposante Hochräder bis zu den ersten „Niedersicherheitsfahrrädern“ verfolgen. Wir konnten ferner den Beginn der Motorisierung entdecken, mit dem Daimler-Reitwagen und dem ersten Serien-Benzinmotorrad der Welt. Die technisch geschichtliche Entwicklung des motorisierten Zweirads wird an Ausstellungstücken von über 50 national wie international bekannten Herstellern (von Adler bis Zündapp) demonstriert. Vervollständigt wird die Sammlung durch Weltrekordmaschinen, Rocketbikes und Weltmeistermotorräder. Viele außergewöhnliche Exemplare bieten für Kenner und Laien eine lebendige Begegnung mit dem Thema der Mobilität auf zwei Rädern.

Das NSU-Museum zeigt mit ausgewählten Exponaten die Entwicklung eines der weltweit erfolgreichsten Fahrrad- und Motorradproduzenten. In der größten Sammlung von NSU-Fahrzeugen sind die ersten Hochräder, Sicherheitsfahrräder, das legendäre „Pfeil“-Rad und das erste NSU-Motorrad aber, auch die Erfolgsschlager der 1950er wie Lambretta, Max, Fox und Quickly zu sehen. Alle Entwicklungsschritte des Motorradbaus in Neckarsulm sind anschaulich nachvollziehbar. Rennsportmotorräder und die legendären NSU-Autos runden das Bild der bekannten Marke ab. So mancher Besucher tauchte da wohl in die eigene Vergangenheit ein und wurde von Nostalgieträumen geschüttelt!

Bei Sonnenschein machten wir uns gegen 12:30 Uhr auf nach Schwäbisch-Hall, dem Zielort des ersten Ausflugstages. Unser Quartier war im Viersternehotel Krone in SHA-Hessental, einem noblen Haus mit ansprechendem Innen – und Außenambiente. Wir waren also sehr gut untergebracht! Nach einer erholsamen Ruhepause fuhr uns der Bus um 14:15 Uhr zur Stadtführung ins Zentrum. Startpunkt war die oberhalb des Marktplatzes gelegene heute protestantische, romanisch – gotische Kirche St. Michael aus dem 6. Jahrhundert. Die Reiseteilnehmer wurden dort in zwei Gruppen aufgeteilt, und von den Führerinnen Frau Lechner sowie Frau Candido-Müller gekonnt und mit vielen Anekdötchen geschmückt in die wechselvolle Geschichte der alten Salzstadt eingeführt. Gegründet im 5. Jh. n. Ch. war Hall zwischen 1382 und 1802 Freie Reichsstadt. Im Jahre 1934 wurde Hall unter den Nationalsozialisten in Schwäbisch-Hall umbenannt. Seit dem 1. Oktober 1960 ist SHA eine Große Kreisstadt und hat aktuell ca. 62000 Einwohner.

Ausflug 2011 – 2

Stadtführung in Schwäbisch Hall

Unser Erkundungsweg führte uns von der St. Michaelskirche hinab auf den Marktplatz über die ca. 15 m hohe und 20 m breite, 60-stufige Freitreppe die im Sommer auch als Theaterbühne dient. Es ging vorbei an prächtigen Renaissancehäusern, dem barocken Rathaus, gepflegten Bürgerhäusern und weiter zur historischen Altstadt mit ihren schmalen Gassen, den Kocher überspannende Holzbrücken und schmucken Fachwerkgebäuden. Man konnte überall erkennen, dass das „Weiße Gold“, welches seit dem frühen Mittelalter in Hall und der Umgebung abgebaut wurde, der Stadt großen Reichtum beschert hat. Nach Beendigung der Führung hatte man noch ausreichend Zeit die Innenstadt auf eigene Faust zu erkunden. Dabei stand auch eine Stippvisite in der „Kunsthalle Würth“ zur Disposition. Die dort ausgestellte moderne Kunst des 20. und 21. Jh. konnte die Mehrzahl unserer Reiseteilnehmer aber nicht begeistern. Allgemeiner Tenor: das ist zu abstrakt! Schon bald war dort von uns niemand mehr zu sehen. Nach der Rückkehr ins Hotel und etwas Entspannung ließen wir den erlebnisreichen Tag bei einem edlem 4-Gänge-Menü ausklingen. Zum Tagesabschluss sang der Chor unter anderem noch passend das Lied „Schöne Nacht“ von Wilhelm Nagel.

Sonntag, 09.10.2011

Nach erfrischender Nachtruhe und einem 1A Frühstücksbüffet im Hotel ging es am Sonntag-Vormittag wahlweise mit dem Bus oder zu Fuß am Kocher entlang zur ehemaligen Benediktinerabtei Großcomburg. Unterwegs wollten die Sänger auf der Treppe der Michaelskirche noch ein morgendliches Ständchen geben, wurden aber nach einem Stück wegen „ruhestörendem Lärm“ mit lauten Rufen und heftigen Gesten des Platzes verwiesen. Man hatte anscheinend mit dem Gesang den Gottesdienst gestört! Auf der Großcomburg unternahmen wir einen äußerst informativen und trotzdem humorvollen Rundgang mit unserem Fremdenführer Herrn Erhardt. Die auf einem Umlaufberg des Kocher in Sichtweite der Stadt gelegene Anlage wurde ca. 1078 im romanischen Stile errichtet und im Laufe der Zeit wiederholt umgebaut: „Salopp gesagt bietet sich dem Betrachter eine Mischung aus Romanik und Romantik“.

Das burgartige Bauwerk verfügt über ein großartiges Ensemble von Mauern, Türmen, Kapellen und anderen Gebäuden, die heute zum Teil als Seminar für die Lehrerfortbildung dienen. Ein 420 m langer, umlaufend begehbarer Wehrgang bietet wunderbare Durchblicke auf die Stadt. Das Innere der Stiftskirche mit der kopfseitigen St. Nikolaus-Kapelle beherbergt wunderbare Kunstschätze von unermesslichem Wert. An der Frontseite des Altars befindet sich ein sogenanntes Antependium (Vorhang). Es ist in einen Holzrahmen eingespannt und mit feuervergoldetem Kupferblech sowie unzähligen Edelsteinen geschmückt. In der Mitte ist – von 12 Kassetten eingerahmt – Christus dargestellt. Über dem Altar hängt von der Decke ein Radleuchter aus behauenem Kupferblech (Umfang ca. 16 m, Gewicht ca. 1,5 Tonnen). Im Felgenkranz sind 12 Kerzengehäuse angebracht (eine für jeden Apostel). In Deutschland gibt es vergleichbare Kunstwerke nur noch in den Domen von Aachen und Hildesheim. Diese Stücke sind die künstlerischen Höhepunkte der gesamten Klosteranlage und wurden um 1441 von dem berühmten Meister Hartwig erschaffen. Die Sänger dankten Herrn Erhardt mit viel Applaus für die tolle Führung und sangen ihm zu Ehren noch einige geistliche Chöre darunter Schuberts „Sanctus“ und „Die Rose“. Die phänomenale Klangfülle und Akustik in der Stiftskirche überraschte dabei Sänger und Zuhörer gleichermaßen.

Ausflug 2011 – 3

Zum Wohl – auf einen gelungenen Ausflug!

Danach wurde unterhalb der Comburg bei herrlichem Sonnenschein das große Restebüffet veranstaltet, bevor man gut gestärkt die Heimreise antrat. Nachmittags gab es noch einen Stadtbummel mit Kaffeepause in der alten Stauferstadt Bad Wimpfen am Neckar bei unverändert sonnigem Herbstwetter („Goldener Oktober“). Gegen 18:30 Uhr trafen die Ausflügler dann zum Nachtessen im Hotel Adlerhof auf der Schwanner Warte ein. Bei Sonnenuntergang und Dämmerlicht ließ man die zwei wirklich erlebnisreichen Tage gemütlich ausklingen und erreichte schließlich Bad Herrenalb wieder um 21:30 Uhr

Am Artikelschluss sei noch gewürdigt die Auswahl des Reiseziels mit dem Besichtigungsvorlauf durch Günther Kull, der große persönliche Einsatz der Vorstandschaft – besonders der Herren Rainer König und Ulrich Hädinger, die trotz starker beruflicher Anspannung und familiärer Pflichten, bei der Vorbereitung und Ausführung Großes leisteten. Sehr zu danken ist auch dem Sängerehepaar Günther und Eike Kull, das seit Jahren fast alles in der Hand hält, was mit dem leiblichen Wohl zu tun hat. Und natürlich auch so manchem anderen Helfer und Spender ist zu danken.

Schlussresümee: Dieser Ausflug war in jeder Hinsicht ein vom herbstlichen Sonnenschein begünstigtes (aber auch anstrengendes) Highlight !!!!!!